Auf ein Wort.
Noch leben sie, die mit Bleiletter und Setzkasten, Winkelhaken und Kolumnenschnur das Berufsbild Gutenbergs praktizierten, die Schriftsetzer. Sie haben die Ablösung dieser über 500 Jahre dauernden Epoche innerhalb eines Jahrzehnts durch die elektronischen Medien erlebt. Heute steuert die Informationstechnologie die Kommunikation mit ungeheurer Geschwindigkeit.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts haben Gutenberg und seine Jünger zu setzen und zu vervielfältigen gelernt und damit die Neuzeit eingeleitet – im Namen des Fortschritts. Heute ist die Schwarze Kunst abgelöst durch Elektronik und Laser. Wieder im Namen des Fortschritts.
Nun müssen wir der vermeintlich verlorengegangenen Schönheit der Schriftkunst nicht nachtrauern. Die neuen Techniken sind nicht schlecht. Das, was wir aber vermissen, ist das verlorengegangene Qualitätsbewusstsein in der Typographie, im Satz, in Auswahl und Umgang mit Schrift. Die Schriftprogramme können nicht zu wenig, sondern eher zu viel. Das wichtigste aber, das, was sie können sollten, wird Ihnen nicht abverlangt. Wir sollten etwas anderes verlangen, als eine Schrift oder einen Satz durch Knopfdruck beliebig zu manipulieren. Wenn wir von Typographie reden, der Kunst des Schriftsetzens, meinen wir mehr als Textverarbeitung. Typographie ist die Kunst, Sprache in der ihr angemessensten Form sichtbar zu machen.
All den jungen Menschen, die heute in der Kommunikation und Information gestaltend tätig werden möchten oder es bereits sind, ist dieser elektronische Abriss der Geschichte der lateinischen Schrift gewidmet. Nicht mit erhobenem Zeigefinger sondern in der Absicht zu informieren und Gefühl für das Transportmedium der Sprache zu vermitteln.