Buchstäbliches – C

Caesars Name änderte sich in späterer Zeit im Deutschen zu „Kaiser“, im Slawischen zu „Zar“. Noch heute plagen sich die Schüler im Lateinunterricht mit der Frage herum, ob sie das C in Einzelfall nun z-ähnlich zischen oder k-hart aussprechen sollen. Das es dafür keine einheitliche Regelung gibt, merken wir an dem Wörtchen „circa“. In C mischen sich aber nicht allein die Laute Z und K, sondern auch G und Q.

nordsemitisch

ägyptisch

kretisch

phönizisch

griechisch

westgriechisch

etruskisch

Die alten semitischen Sprachen nannten den dritten Buchstaben Gimal oder Gimmel, möglicherweise rührt diese Benennung von der Bezeichnung für Kamel her. Keine so abwegige Interpretation, man betrachte nur das Zeichen für G/K in der hieratischen Schrift Ägyptens, das einem stilisierten Wüstentier ähnelt. Formal war dieser Buchstabe zunächst nichts anderes als ein schlichter Haken, der je nach Schreibrichtung mal nach links und mal nach rechts wies.
Diese Beliebigkeit behielt das Gamma auch im Griechischen bei, bevor es in der klassischen Periode schließlich seine verbindliche Form als rechter Winkel annahm.

 

römisch

Unziale

Halbunziale

karolingische Minuskel

gotische Buchschrift

rundgotisch

lombardisches Initial

Textur

Gutenbergsche Textur

Schwabacher

Luthersche Fraktur

Wilhelm Klingspor gotisch

Heute geht man üblicherweise davon aus, das Gamma sei der Vorläufer unseres G – das ist zwar nicht falsch, aber eine unzulässige Verkürzung. Als das Alphabet im Zuge der griechischen Kolonisierung über die Etrusker zu den Römern gelangte, gab es für die unterschiedlichsten Laute aus dem Umfeld von G/K und C/Z zunächst drei verschiedene Zeichen: Das C brauchte man vor E und I, das K vor A sowie vor den Konsonanten und das Q vor O und V. In der Folgezeit erschien das K im Lateinischen nur noch in einer Handvoll Wörtern (Kalendae etwa oder Karthago), das Q überlebte nur in der Kombination mit dem V beziehungsweise unserem U. Übrig blieb bis auf weiteres allein das C.
Wie sich bei dem Wort „circa“ zeigt, müssen wir auch heute noch lernen, die geschriebene Buchstabenfolge jeweils korrekt auszusprechen, die Kenntnis des Lautwertes von C reicht nicht aus. Erheblich uneindeutiger war die Situation im frühen Rom. Im dritten vorchristlichen Jahrhundert kam ein Sprachlehrer, der freigelassene Sklave Spurius Carvilius Ruga, auf die Idee, dem C einen kleinen waagerechten Strich anzufügen, der immer dann geschrieben werden sollte, wenn man es als (stimmloses) G oder (stimmhaftes) K aussprach. Dafür musste der siebte Buchstabe weichen, das ehemalige griechische Zeta, für das es ohnehin keine Verwendung gab. Das Z, das erst in der Zeit des Augustus ans Ende des lateinischen Alphabets rutschte, verschwand also für einige Jahrhunderte in der Versenkung.
Diese wechselvolle Geschichte des ehemaligen Gamma betraf aber lediglich seinen Lautwert. Die geschriebene Form veränderte sich kaum. Der ursprüngliche Haken wandelte sich zu einem gleichschenkligen Winkel, der mal nach rechts und mal nach links geöffnet war. In westgriechischen Texten erschien zum ersten Mal die gebogene Form, die in ihrer Weiterentwicklung in frühen römischen Inschriften etwa einem Viertelkreis glich und sich im ersten nachchristlichen Jahrhundert fast bis zum Dreiviertelkreis schloss.
Seitdem änderte sich an diesem formal schlichten Schriftzeichen nur wenig. Der Übergang von den Groß- zu den Kleinbuchstaben vollzog sich über Unziale, Halbunziale und Minuskelalphabete durch einfache Verkleinerung. Bemerkenswerte Veränderungen ergaben sich erst im Mittelalter durch die zunehmende Brechung des Federzuges. Der linke und untere Teil des Buchstabens wurde in einem weiten, rechts spitz zulaufenden Bogen geschrieben. Der obere Teil leicht gerundet oder gerade nach rechts unten weisend neu angesetzt. Lange – ohne zeitliche Abgrenzung, abhängig vom jeweiligen Schreiber – kombinierte man die Minuskeln mit Unzialversalien; später erschienen an ihrer Stelle zunehmend die lombardischen Versalien. Bei ihnen schließt sich das C rechts durch ein Schmuckelement. Dieser senkrechte Strich verselbständigte sich bei den Großbuchstaben in vielen gebrochenen und Frakturschriften zu einem eigenständigen Balken, der gelegentlich auch diagonal geführt wurde oder s-förmig geschwungen war und an dessen Spitze der rechte obere Auslauf des C-Bogens ansetzte.

Garamond, Renaissance-Antiqua

Palatino, Renaissance-Antiqua

Times, Barock-Antiqua

Bodoni, klassizistische Antiqua

Futura, serifenlose Antiqua

Im Zuge der Entwicklung der Antiqua-Druckschriften behielt das C seine Grundform stets bei; Merkmale wie Stichstärken oder Serifenansätze folgten den stilistischen Eigentümlichkeiten der jeweiligen Schrift.