Buchstäbliches – Z

Zum Schluss wenden wir uns dem Z zu, das im Alphabet nicht immer an dieser Position stand. Anfang und Ende markierten einst Alpha und Omega, zumindest bei den Griechen. Die Römer, die unstet alle paar Jahrhunderte an ihrer Buchstabenreihe herumbastelten und mal hier ein Zeichen wegfallen ließen, mal dort eines hinzufügten, hatten es zunächst vom griechischen Zeta übernommen.

Sinai-Schrift

phönizisch (13.-10.Jh.v.Chr.)

phönizisch (9.Jh.)

phönizisch (4.Jh

Als im dritten vorchristlichen Jahrhundert der Sprachlehrer Ruga zur besseren Unterscheidung K-ähnlicher Laute ein weich ausgesprochenes C einführte, das sich durch einen Querstrich von seinem Vorläufer unterschied, rückte man dieses neue G im zuvor 21 Buchstaben umfassenden lateinischen Alphabet zwischen F und H, wo es noch heute steht. Allerdings besetzte diesen Platz damals bereits das Z, das man nun kurzerhand wegfallen ließ, zumal es ohnehin kaum Wörter gab, in denen es vorkam, und in denen tat es notfalls auch ein S.

Als man sich Jahrhunderte später, in der Kaiserzeit, wieder an das Z erinnerte und es reumütig zurückholte, musste es sich mit der Platzierung am Ende des Alphabets begnügen – eine Bescheidenheit, die gar nicht zu seinem aggressiven Namen passt.

In den Anfängen stand der Buchstabenname „Zain“ im Semitischen für den Begriff „Waffe“. Im Phönizischen erscheint das Zeichen wie ein I aus einer Egyptienne-Schrift, erst der Blick auf die vorausgehende Stufe der Sinai-Schrift läßt eine stilisierte Axt erkennen. In den späteren semitischen Darstellungsweisen bleibt davon – vom Beginn des ersten vorchristlichen Jahrtausends an – nur das I-förmige Kürzel übrig.

klassisches Griechisch

archaisches Griechisch (7.Jh.)

etruskisch

lateinisch 4.-3.Jh.

lateinisch 1.Jh.v.Chr.

Cap. quadrata

Cap. monum.

Cap. rustica

 

Unziale

angelsächsisch

karolingische Minuskel

got. Buchschrift

Im vierten Jahrhundert vor Christus gab es bereits Varianten des Zain, die unserem heutigen Z ähnlich sahen. Dass sie im Lateinischen in gleicher Form auftauchen, legt die Vermutung nahe, dass es neben der griechisch und etruskisch vermittelten Schriftübernahme auch eine direkte Verbindung zum phönizischen Kulturbereich gegeben haben man, in diesem Fall eventuell über die Karthager.

In der klassischen Periode erschien das griechische Zeta in Gestalt eines I mit ausladenden Serifen. In das lateinische Alphabet hielt es erst wieder Einzug, als Griechenland dem römischen Imperium angegliedert wurde und die Notwendigkeit bestand, griechische Wörter mit einem darin enthaltenen Z übertragen zu können.

Erste Anzeichen für eine Unterlänge des gemeinen Z finden sich – im Unterschied zu vielen anderen Kleinbuchstaben – nicht in der Halbunziale des beginnenden Mittelalters, sondern in insularen Varianten angelsächsischen Ursprungs; die karolingische Minuskel lässt den Buchstaben weiterhin auf der Schriftlinie stehen.

Ausgeprägte Unterlängen der Gemeinen, aber auch gewisse Versalienvarianten entstanden erst mit der gotischen Buchschrift, wobei sich die untere Horizontale als nach links gezogener Bogen verlängerte. Zum Teil ergaben sich dabei sowohl beim großen wie beim kleinen Buchstaben Verdopplungen dieser Bögen. Obwohl sich Gutenbergs Drucktype an die Textur anlehnt, verwendete er ebenso wie Caxton ein eher antiquaähnliches Z; bei den Gemeinen schnitt er zwei Varianten, wobei auch die aus zwei nach links offenen Bögen mit der Schriftlinie abschloß. Erhalten hat sich vor allem in der Handschrift der kurze Querstrich, der die Diagonale des Zeichens zentral schneidet.

Rotunda

Gutenberg-Textur

Koberger

Schoensperger

Dürer

ß aus der Fetten Fraktur

Caxton

Luthersche Fraktur

Schwabacher

Bodoni, klassiz. Antiqua

Futura, serifenlose Antiqua

Mit der Renaissance übernahm man bei den Versalien wieder die antiken Buchstabenformen und wandte sich auch beim Z der klassischen Zickzackform zu, wenn sich auch zunächst, besonders ausgeprägt im Barock, die beiden Horizontalen für schwungvolle Linienzüge eigneten.

Das z in Form einer kleinen 3, wie es beispielsweise bei Gutenberg oder bei Dürer vorkommt, spielte auch bei der Entwicklung der Ligatur ß eine Rolle. Während diese bei der Antiqua als Zusammenfügung aus langem s und runden s entstand, ist bei den gebrochenen Schriften – aber auch bei der Eckmann, der Berthold-Bodoni oder der Le Cochin – die Beteiligung des z nicht zu übersehen.

 

 

 

 

 

Copperplate Antiqua-Variante

Rochwell Cond. Extra Bold

Fette Fraktur

Freestyle Script, Handschrift